Empathie

Ich will Ihnen kurz eine Geschichte erzählen, eine Geschichte von mir als ich Kind war. Wenn Sie selber hochsensibel sind, kennen Sie das vielleicht auch.

 

Ich war ein schüchternes Kind, eines was in neuen Situationen total unsicher und in sich gekehrt war. Nie habe ich mich verteidigt oder gewehrt, was mich natürlich zum perfekten ‚Opfer‘ für andere machte, zumindest in der Schule. Aber wehe anderen wurde Unrecht getan, dass war so schlimm für mich, dass ich dann doch den Mund aufgemacht habe um sie zu verteidigen. Natürlich hat man mich dann gar nicht für voll genommen.

Sehr gerne habe ich als Kind Prof. Dr. Grzymek mit seiner ‚Expedition ins Tierreich‘ gesehen. Immer wenn ein Raubtier ein Beutetier gejagt hat, habe ich mir die Augen zugehalten. Ich litt immer mit. Selbst mit Pflanzen hatte ich tiefstes Mitleid.

Jetzt als Erwachsene hat sich das etwas – ich betone ‚etwas‘ – gelegt. Zum Glück nicht mehr so schüchtern, sage ich, wenn mir etwas gar nicht passt.

Zurück zu den Kindern.

Und? Haben Sie sich als Kind etwas wiedererkannt?

Hochsensible Kinder haben ein tiefes Gefühlsleben, dass hatte ich im ersten Teil bereits geschrieben. Viele von ihnen können, genauso wie hochsensible Erwachsene, Gefühle und Stimmungen um sie herum wahrnehmen. Da Gefühle für viele Menschen Schwäche bedeuten, werden diese oft geleugnet. Das kann für hochsensible Kinder oft verwirrend sein, spüren sie doch genau wie es um den Anderen steht, der genau das wahrgenommene Gefühl gerade leugnet.

Zorn, Ärger und Streit vertragen hochsensible Kinder gar nicht. Jetzt sagen Sie vielleicht „wer mag das schon?“ Richtig, keiner mag das, allerdings empfinden hochsensible Kinder dies viel tiefer und es beschäftigt sie lange. Um solche negativen Gefühle aus dem Weg zu gehen, stellen hochsensible Kinder ihre eigenen Bedürfnisse hinten an, hinter die Bedürfnisse der Anderen.

Auch bei hochsensiblen Menschen schützt sich der Körper. Kinder, die völlig überreizt sind blenden die Wahrnehmung der Gefühle anderer aus. Diese Eigenschaft ist dann nicht weg, der Körper reagiert einfach auf zu viel Stress.

Wie können wir nun unser Kind unterstützen?

Als Elternteil eines hochsensiblen Kindes ist es ganz wichtig Ihr Kind ernst zu nehmen, die Gefühle und das Wahrnehmen der Gefühle anderer nicht herunterzuspielen.

Fragen Sie sich mal wie Sie mit Gefühlen umgehen? Mit Ihren eigenen und mit denen Ihrer Mitmenschen?

Verstecken Sie Ihre Gefühle (weil das ja Schwäche bedeutet)?

Tun Sie so, als wäre es Ihnen egal was Andere über Sie denken?

Das wird uns ja immer erzählt, dass wir uns davon frei machen sollen was andere von uns denken. Sicher nicht ganz falsch, aber Ihrem hochsensiblen Kind tun Sie damit keinen Gefallen. Sie suggerieren ihm, dass es anders ist, dass etwas mit ihm nicht richtig ist. Wollen Sie das?

 Ganz wichtig, unterstützen und stärken Sie Ihr Kind darin eigene Bedürfnisse zu haben und zu diesen zu stehen! Es muss nicht zuerst für die Anderen da sein, lernen Sie Ihrem Kind auch mal ‚Nein‘ zu sagen ohne sich schlecht dabei zu fühlen.

Andererseits ist diese tiefe Empathie für andere Menschen, für Tiere und die Natur eine sehr wertvolle Eigenschaft. Lernen Sie Ihrem Kind, dass es Möglichkeiten gibt etwas zu ändern, zu helfen. Wer soll sich denn als Erwachsener um soziale Dinge und Tier- und Naturschutz kümmern, wenn es niemanden interessiert wie schlecht es manchen Menschen, manchen Tieren und Pflanzen geht.

(© Petra Nadolny 2020)

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