Auf Waldspaziergängen wird mein Blick gerade von einer kleinen Pflanze angezogen. Eigentlich sind es eher die violetten Blüten, die die langersehnte erste Farbe in die Natur bringt. Ich kniee mich hin, wenn ich mich konzentriere, kann ich den leichten betörenden Duft riechen… noch ein Stück tiefer….jetzt! Was für ein himmlischer Duft. Fast berührt meine Nase den Waldboden, aber es lohnt sich.

Das Märzveilchen, botanisch Viola odorata genannt, gehört zur Familie der Veilchengewächse, zu der weitere Veilchenarten aber auch die Stiefmütterchen gehören.

Wir finden diese kleine, bereits schon im März blühende Pflanze häufig an Wald- und Gebüschrändern. Ihre violetten Blüten duften herrlich und so mancher hat versucht diesen Duft einzufangen, was meist nicht wirklich gelingt. Das Märzveilchen bildet an Standorten, die ihm zusagen, Ausläufer und kann große Flächen bedecken.
Ich stelle mir gerade vor, mitten in den Veilchen zu liegen, die Augen zu schließen und mich vom süßen Duft einhüllen zu lassen…

 

Wir kennen die Veilchenblüte zum einen aus der Küche. Die Blüten sind essbare Deko, Sirup und Gelee lassen sich aus ihnen machen und ein absolutes Highlight sind die kandierten Blüten. Alleine der Anblick dieser violetten Blüten auf unserem Teller kann bei vielen Menschen die Stimmung heben.

Ich schließe meine Augen und rieche wieder an den Blüten des kleinen Veilchens. Vor meinem geistigen Auge bin ich wieder Kind und ich sehe Zuckerstangen, rosa-weiße Zuckerstangen. Ein bisschen Melancholie will aufkommen, aber auch tiefen, kindlichen Frieden empfinde ich gerade.

Bekannt ist das Märzveilchen weiterhin als Duft aus der Parfumbranche. Heute wird es meist synthetisch hergestellt. Das Veilchenöl ist ein teures Öl, denn für einen Liter ätherisches Öl werden etwa fünf Tonnen Pflanzenmaterial benötigt. Gewonnen wird das wertvolle Öl durch Alkoholauszug aus der gesamten Pflanze, also von der Wurzel über das Kraut bis hin zur Blüte. Wer jetzt den süßen, lieblich umschmeichelnden Duft der Veilchenblüten in der Nase hat, wie ich gerade, wird enttäuscht sein.  Der Duft des Veilchenöls ist eher erdig, würzig mit nur einer leichten Süße.

Körperlich als Heilpflanze eingesetzt wirkt es schleimlösend und auswurffördernd, spielt aber heute kaum noch eine größere Rolle in der Heilkunde.

Wir schauen uns die Wirkung des ätherischen Öls auf unsere Psyche an, hier spielen die Inhaltsstoffe Eugenol, Iron und Ionon eine Rolle.

Das Veilchen hilft hochsensiblen Menschen zur Ruhe zu kommen, klare Gedanken zu fassen, Wut und Ärger abzubauen und Trost zu spenden. Es hat eine lindernde Wirkung auf unsere ständige Gedankenspirale. Das Veilchen hilft uns mit Schicksalsschlägen wie zum Beispiel einer Trennung besser klar zu kommen.  Sie verbessert den Schlaf und hilft uns wieder in die Mitte zu kommen. Das Veilchen hilft bei Ängsten und nervöser Unruhe und schenkt einhüllende Geborgenheit bei Depressionen. Es sorgt für eine tiefe Entspannung unserer Seele.

Viele hochsensible Menschen leiden unter festgefahrenen Situationen und eingefahrene Verhaltensweisen. Mit dem Duft des Veilchens können wir versuchen diese aufzulösen.

Das Märzveilchen ist ein starker Begleiter hochsensibler Menschen, es stärkt unsere Nerven – immer vorausgesetzt wir mögen den starken Duft dieser kleinen Pflanze.

Der Duft der Blüten, vor dem ich sehr gerne auf die Knie gehe und der anders als das ätherische Öl des Märzveilchens riecht, spricht mein Herz an. Der Duft nimmt mich mit, für ein paar Sekunden fort aus der hektischen und oft kalten Welt der Erwachsenen, in eine vergangene Zeit. Die Zeit meiner Kindheit mit ihrer süßen Leichtigkeit voller Ruhe und Frieden.

Übrigens, das ätherische Öl, welches nach Veilchen riecht, als würden wir an den Blüten riechen, wird aus der Wurzel der Iris gewonnen.

© Petra Nadolny 2024