Wir Frauen und die Hormone
Ich bin hochsensibel. Hochsensibel ist man von Geburt an oder eben nicht. So auch bei mir. Ich habe immer auf Reize intensiv reagiert, aber wenn ich zurückdenke war es früher anders. Ich bin jetzt über fünfzig, da kommt schon eine Zeit zusammen, Zeit die ich mit meiner Eigenschaft, der Hochsensibilität, erlebt habe.
Das was ich hier schreibe gilt genauso für normalsensible Frauen, also für die meisten Frauen ab einem bestimmten Alter. Wenn du also normalsensibel bist, lies ruhig weiter, es betrifft dich auch, nur erlebst du es vielleicht nicht so intensiv wie es hochsensiblen Frauen erleben.
Was mir heute enormen Stress bereitet, wie spätes ins Bett gehen, laute Musik und Menschengruppen, haben mich früher wesentlich weniger gestört. Auch damals brauchte ich meine Erholungsphasen, die auch deutlich länger waren, als bei meinen Freunden, aber dafür hatte ich Spaß und war nicht gestresst.
Heute ertappe ich mich dabei, dass ich in manchen Situationen ängstlicher reagiere, als normal. Nein, keine Panikattacken, eher eine unterschwellige leichte Ängstlichkeit vor Dingen, die eventuell eintreten könnten. Diese Ängstlichkeit irritiert mich. Konnte ich es mir doch auch lange nicht erklären.
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Hier kommen die Hormone ins Spiel. Winzige Mengen von Botenstoffen, die, wenn es dir so wie mir geht, in ihrer Existenz gar nicht wirklich registriert werden. Natürlich waren mir Östrogene ein Begriff, spätestens seit der Zeit, als ich begonnen habe die ‚Pille‘ zu nehmen.
Dann ist da noch das Progesteron, ein Gelbkörperhormon, von dessen Existenz ich lange gar nichts wusste. Ich gebe zu, dass mich das Thema ‚Weibliche Hormone‘ früher auch nicht unbedingt interessiert hat.
Außer der Regulation des weiblichen Zyklus, zusammen mit den Östrogenen, hat Progesteron einen großen Einfluss auf das zentrale Nervensystem. Progesteron lässt uns ausgeglichener, ruhiger und weniger ängstlich sein.
Irgendwann ab 35 Lebensjahren beginnt bei jeder Frau eine Veränderung bei den Hormonen, die sogenannten Wechseljahre beginnen. Die ersten Jahre geschieht das meist unbemerkt. Es kommt nicht mehr regelmäßig zum Eisprung. Dies bedeutet auch, dass die Produktion von genau diesem Hormon Progesteron abnimmt. Was wir irgendwann merken ist, dass uns die Leichtigkeit im Leben abhandengekommen ist, das wir früher irgendwie fröhlicher waren. Schlafstörungen und eben eine verminderte Stressresistenz und eine gewisse Ängstlichkeit sind typische Zeichen für einen Mangel an Progesteron. Leben wir mit chronischem Stress, wird vermehrt Cortisol ausgeschüttet. Dieses Cortisol verbraucht zur Bildung genau die Vorstufen, die auch das Progesteron zur Bildung benötigt, wie das Pregnenolon.
Als Frau und ganz besonders als hochsensible Frau müssen wir also damit rechnen, dass sich unsere Stressempfindlichkeit mit Eintritt der Wechseljahre noch steigert. Auch normalsensible Frauen spüren jetzt mehr Stress und vielleicht sogar depressive Verstimmungen.
(© Petra Nadolny 2023)
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